Die Alkohol-Abhängigen entdecken den Jugendschutz für sich.
Danke, Bubatz!

Während die Dürener €DU beispielsweise in Sachen Verkehr eine radikal kinder-, jugend- und behindertenfeindliche Politik, die allein auf der “Freiheit” und “Individualität” des Autoverkehrs basiert, fährt, scheint sie nun plötzlich den Jugendschutz für sich entdeckt zu haben. Man höre und staune!

Anlass ist das Gesetz zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften (Cannabisgesetz – CanG), das Erwachsenen erlaubt, bis zu 50 Gramm Cannabis zu besitzen, 25 Gramm davon mitzuführen und dieses unter bestimmten Umständen legal zu konsumieren. Das Cannabisgesetz definiert diese Umstände in Kapitel 2 (Gesundheitsschutz, Kinder- und Jugendschutz, Prävention) wie folgt:

§5 Konsumverbot

(1) Der Konsum von Cannabis in unmittelbarer Gegenwart von Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, ist verboten.

(2) Der öffentliche Konsum von Cannabis ist verboten:
1. in Schulen und in deren Sichtweite,
2. auf Kinderspielplätzen und in deren Sichtweite,
3. in Kinder- und Jugendeinrichtungen und in deren Sichtweite,
4. in öffentlich zugänglichen Sportstätten und in deren Sichtweite,
5. in Fußgängerzonen zwischen 7 und 20 Uhr und
6. innerhalb des befriedeten Besitztums von Anbauvereinigungen und in deren Sichtweite.
Im Sinne von Satz 1 ist eine Sichtweite bei einem Abstand von mehr als 100 Metern von dem Eingangsbereich der
in Satz 1 Nummer 1 bis 4 und 6 genannten Einrichtungen nicht mehr gegeben.

(3) In militärischen Bereichen der Bundeswehr ist der Konsum von Cannabis verboten

Konsumcannabisgesetz (KCanG)


Entgegen der gesetzlichen Vorgabe schlagen die selbsternannten Law-and-Order-Politiker*X aus Düren (und der Kiffer-Hochburg Heimbach) nun mit einem Beschlussvorschlag unter dem Motto “Jugendschutz ernst nehmen” auf, der nicht nur den Konsum, sondern auch das Mitführen des Teufelszeugs Cannabis “in allen städtischen Liegenschaften” verbieten soll. Dazu zählen nicht nur alle Gebäude und Gelände, die die Stadt irgendwem via Pacht- oder Mietverhältnisse überlassen hat.

Per Allgemeinverfügung soll auch der gesetzlich legale Konsum von Cannabis verboten werden – in Fußgängerzonen über 20h hinaus sowie in allen Parks und Naherholungsgebieten, “die von Minderjährigen frequentiert sind”.

Ferner soll die Platzordnung der (bisher gänzlich drogenfreien) Annakirmes dahingehend geändert werden, dass neben dem Konsum auch das Mitführen von Cannabis “zur Wahrung des Jugendschutzes” untersagt wird.



Endlich keine laut pöbelnden, (sexuell) übergriffigen Tüpen mehr, die seit dem 1. April (Inkrafttreten des CanG) massenhaft unter cannabinoiden Drogen Schlägereien provozieren und nebenbei auch noch den Straßenverkehr signifikant unsicher machen!

Eine Frage der Ehre, dass auch Kreis-Ober-Christdemokrat Thomas Rachel (heldenhafter Alleinkämpfer für alle Belange des Dürener Bahnhofs) auf den scheinheiligen Doppelmoral-Zug aufspringt. Ihm sind nicht nur die Kiffer ein Dorn im Auge, sondern alles, was irgendwie mit dem Teufelszeug Cannabis zu tun haben könnte.


Quelle: Facebook

Stein des Anstoßes: Werbung für CBD-Shop.
Herr Rachel mag den lokalen Einzelhandel nicht.

THC? CBD? Ojemine! Hauptsache (nicht) kiffen!
“Dahinter steht die Absicht, Cannabis für neue, auch jüngere Konsumentenkreise interessant zu machen. Es ist der falsche Weg, Hemmschwellen zu senken.“

Dass Rachel keinen Unterschied zwischen CBD- und THC-Produkten macht, ist wahrscheinlich weniger seiner drogalen Unkenntnis geschuldet, als vielmehr der grundsätzlichen €DU-Aversion gegen alles, was irgendwie das Potenzial zur Droge und zum Missbrauch hat: Sex, Internet, Konsum, Tabletten, Computerspiele…

Ach nee – davon ist ja nirgendwo die Rede. Am allerwenigsten von Alkohol… Weder im Antrag der €DU, noch in Rachels Hatebook-Post, der mit Hashtags wie #Jugendmediziner, #Gesundheit, #Kinderschtz und #Jugendschutz vollgepumpt ist.

Whataboutisms sind zwar eigentlich auch nicht unser Ding, aber manchmal machen sie durchaus Sinn. Beispielsweise dann, wenn selbsternannte “Jugendschützer” versuchen, einen auf Moralapostel zu machen, sich gleichzeitig aber öffentlichkeitswirksam und gerne auch im Beisein von Kindern und Jugendlichen die Kante mit der Droge ihrer Wahl geben – ohne auf die Kollateral-Effekte ihrer Lieblingsdroge hinzuweisen..

Wie stehen Thomas Rachel und seine €DU eigentlich zur Werbung für alkoholische Getränke? Oder zu der für alkoholfreies Bier – was der Werbung für CBD-Produkte wohl deutlich näher käme?

Leider verliert Rachel kein Wort zum Krombacher-Plakat, auf das täglich hunderte schützenswerte Schülerinnen und Schüler auf ihrem täglichen Schulweg zulaufen müssen, nachdem sie die CBD-Shop-Werbung passiert haben?


Ein paar Meter weiter: Ein nur bei gefährdeten Jugendlichen Aufmerksamkeit erregendes Plakat der Krombacher-Brauerei.

Direkt daneben lädt der hauseigene Spezi zum Gang in die Krombacher-Abteilung des nächstgelegenen Supermarkts ein.


“Passend zum lebensfrohen Produktgefühl wird der Launch von Krombacher Spezi von aufmerksamkeitsstarken Maßnahmen begleitet. Um insbesondere die junge Zielgruppe für den neuen Cola-Orange-Mix zu begeistern, setzt Krombacher Spezi dabei auf eine auffällige Online-Bewegtbildkampagne, breit angelegte Kooperationen mit Influencer:innen sowie reichweitenstarke Social Media-Aktivierungen. Verlängert wird die Kampagne am POS, Out-of-Home und durch Samplings in urbanen Umfeldern.”
Quelle: Krombacher

Dahinter steht die Absicht einer Brauerei-Marke, ihre gesamte Produktpalette auch für jüngere Konsumentenkreise interessant zu machen. Es ist der falsche Weg, Hemmschwellen zu senken.

Der auch bei Familien beliebte Dürener Schlemmermarkt, der mitten in der City stattfindet (dort, wo sich haufenweise schützenswert minderjährige, potenziell-zukünftige Alkoholiker herumtreiben) lädt auf seiner mit städtischem Logo geschmückten Werbung mit einem gesitteten Glas Wein (oder zwei oder drei…) zum Verweilen ein?



An Schulbus-Haltestellen wird – passend zum aktuellen STADTRADELN – Alkoholkonsum freudig-freundlich mit Radfahrern verknüpft?



Die Stadt Düren bewirbt den alljährlichen Dürener Biermarkt mit Pressemeldungen inklusive Foto, auf dem der Bürgermeister und Biermarkt-Schirmherr ein Plakat mit Alkoholkonsum-Werbung in die Kamera hält? Der Ausrichter kündigt den Biermarkt als eine “Veranstaltung für die ganze Familie, für jung und alt” an?


Prost!
Ab 14 Jahren darf mitgesoffen werden (streng nach Jugendschutzrichtlinien – in Begleitung eines saufenden Erziehungsberechtigten), alle U-14-Jährigen dürfen den Älteren beim gepflegt-geselligen Saufen auf dem Kaiserplatz zugucken und sich schon darauf freuen, bald alt genug zu sein um endlich auch selbst Alkohol konsumieren zu dürfen. Prost!

Alles kein Problem für Herrn Rachel, der sich gerne auch in Generationen übergreifend besuchten und selbstredend komplett drogenfreien Zonen wie Bierzelten (bspw. bei bekanntlich asketischen Karnevalsveranstaltungen) ablichten lässt. Ein bisschen Alkohol gehört halt immer mit dazu, ist ja schließlich nationales Kulturgut und hat noch niemandem geschadet!


Alkohol 

Alkoholkonsum ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für zahlreiche chronische Erkrankungen (zum Beispiel Krebserkrankungen, Erkrankungen der Leber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen) und für Unfälle.

Statistiken zum Alkoholkonsum 

7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Ein problematischer Alkoholkonsum liegt bei etwa 9 Millionen Personen dieser Altersgruppe vor (ESA 2021).

In Deutschland starben im Jahr 2016 19.000 Frauen und 43.000 Männer an einer ausschließlich auf Alkohol zurückzuführenden Todesursache.

In der Gesellschaft herrscht eine weitgehend unkritische Einstellung zum Konsum von Alkohol vor. Durchschnittlich werden pro Kopf der Bevölkerung jährlich rund zehn Liter reinen Alkohols konsumiert. Gegenüber den Vorjahren ist eine leicht rückläufige Tendenz im Alkoholkonsum zu registrieren. Dennoch liegt Deutschland im internationalen Vergleich unverändert im oberen Drittel. Die durch Alkoholkonsum verursachten volkswirtschaftlichen Kosten betragen rund 57 Milliarden Euro pro Jahr (Jahrbuch Sucht 2023).

Quelle: Bundesgesundheitsministerium

“Wie auch in den vergangenen Jahren stellen Alkohol (34,74 %) und Cannabis (27,5 %) die am häufigsten konsumierten Substanzen unserer Klientel dar.”
Quelle: Sucht- und Drogenberatung Düren-Jülich,
Jahresbericht 2023

“Für viele gehört halt einfach Bier oder Wein auch ein bisschen als Kulturgut mit dazu. (…) Ich lasse mir jetzt auch nicht als Bayer bayerische Volksfeste, bayerische Tradition und bayerische Lebensfreude hier kaputt- und schlechtreden.”
CSU-Generalsekretär Martin Huber bei Markus Lanz

Hier in seiner ganzen Schönheit:
Telegram
Peertube

Freudig sehen wir unserer offiziellen Beantragung des 1. Dürener Marihuana-Markts entgegen. Wir rechnen fest mit parteiübergreifender Unterstützung des neuen obligatorischen Bestandteils im Terminkalender unserer “Stadt der Märkte”. Wahrscheinlich werden wir auch den neuen (voraussichtlich) €DU-Bürgermeister als Schirmherren dafür gewinnen können. Prost!

Absacker:

Wieviele Tote und Verletzte gab es allein dieses und letztes Jahr durch Alkoholmissbrauch im Verkehr, Gewaltdelikte und Suizid. Mal ganz zu schweigen von der Dunkelziffer durch nicht gemeldete Delikte z.B. im häuslichen Bereich. (Gibt es Vergleichszahlen hinsichtlich Cannabis-Konsum?)
Wieviel hat das die Steuerzahler gekostet UND wieviele der gemeldeten (oder nicht gemeldeten) ‚Vergehen‘ sind auf die Antragsteller und möglichen Unterstützer dieser von Heuchelei durchtränkten Kampagne zurückzuführen? Nichts Genaues weiß man nicht…

Angst vor den Kiffern!

Vermehrt wird in den Biergärten und Stammtischen der Republik darüber gesprochen, wie unsittlich sich die Kiffer benehmen. Es sei „unwürdig“, sagt Christoph G. (Name von der Redaktion geändert.) „Diese roten Augen und diese lahmen Bekifften“ seien eine Zumutung für alle Frauen. Eine Frau habe „das Recht, auch mal vernünftig angepöbelt“ zu werden. So, wie es bei uns (#Prügelmeister) übliche Tradition und Kulturerbe ist.

Das bierfahnige Hinterherlaufen und das ungefragte Bedrängen der „gewöhnlichen“ (Anm. d. Redaktion: eine nicht Cannabis konsumierende Person) würden Frauen in Wirklichkeit viel männlicher und attraktiver finden.

Man müsse auch ehrlich sein und „feststellen, dass Alkohol nachgewiesener Maßen die Geburtenrate steigere. Es geht um nicht weniger, als unsere Kultur“ so Christoph G.