Der Parkplatz Schützenstraße könnte und sollte in einen Gedenkplatz umgewandelt werden, so ein schöner und nachvollziehbarer Vorstoß der Dürener Koalition Zukunft, der auch vom Dürener Stadtmuseum und natürlich auch von der sehr guten Partei Die PARTEI unterstützt wird.

Allerdings mag die Dürener CDU die für sie so wichtigen Parkplätze direkt gegenüber vom Parkhaus nicht aufgeben, denn schließlich müssten die innerstädtischen Einzelhändler ja flux wieder Umsätze machen können, sobald die Geschäfte wieder öffnen dürfen.

“Gerade in den kommenden Monaten sind die arg gebeutelten Händler und Gastronomen auf möglichst viele Besucher der Innenstadt angewiesen, um überleben zu können“, betont der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Weschke.

Quelle: Dürener Nachrichten, 24.02.2021

“Die Juden sind ja schließlich schon tot”, sagt er natürlich nicht… Und überhaupt: Man ließe sich rund 150.000 Euro jährlich an Parkgebühren und Verwarngeldern entgehen, meint der verkehrspolitische Sprecher der cdU, Hermann-Josef Geuenich noch dazu steuern zu müssen. Ferner müsse man sich doch bitteschön an den Masterplanprozess halten, der die Umgestaltung des Platzes zu einem Park samt darunter liegender Tiefgarage erst viel später vorsieht.

Doch selbstverständlich sei natürlich und auf jeden Fall, ganz unbedingt auch die cdU total mega daran interessiert, dass auf dem Platz an der Rückriem-Stele gegenüber des ehemaligen Standortes der Dürener Synagoge ein „würdevolles“ Gedenken möglich sei. Toll!

Und eine geniale, innovative und extrem angemessene Lösung haben die cdUler auch schon parat:

Trauern & Gedenken per QR-Code auf dem Parkplatz!

Da spricht Dich weder Politesse noch Politeur an!

In digitalen und automobilen Zeiten muss das reichen,
um auf die ehemalige jüdische Synagoge hinzuweisen, die am 10. November 1938 von den Dürener Nazis während der Novemberprogrome zerstört wurde. Schließlich steht da ja auch schon die Rückriem-Stele. Irgendwo zwischen den SUVs, Lieferwagen und Falschparkern…

Die Informationen könnte dann dann ja jeder abrufen. Mal flott per Smartphone – im Vorbeigehen… „Würdiges Gedenken“ á la cdU!

Die nächste, anschließende Innovations-Idee soll schon in der Mache sein: Mit jedem Pkw-Navi kompatible Drive-In-Rememberance! Wer braucht schon einen angemessenen Ort zum Trauern und Gedenken? Holen Sie sich die Reichspogromnacht nicht nur auf Ihr Smartphone, sondern direkt auf´s Auto-Display. Kein Aussteigen und Innehalten mehr nötig! Maximale Nutzerfreundlichkeit gewährleistet!

Fraglich ist jedoch, ob sich das dafür eigentlich prädestinierte Stadtmuseum an der Erstellung der digitalen Gedenk-Inhalte beteiligen wird, denn Bernd Hahne, der Vorsitzende des Trägervereins, begrüßt die Umgestaltungspläne der Koalition ausdrücklich:

„Mit einem ansprechend gestalteten Platz könnte endlich das ‚würdige Gedenken’ an die zerstörte Synagoge, sinnbildlich verstanden für die Auslöschung der ehemals blühenden Jüdischen Gemeinde Dürens, möglich gemacht werden. Dann müsste am 9. November nicht mehr gegen den brausenden Straßenlärm angekämpft werden“, ist Hahne überzeugt.

Ein solcher Platz eignet sich aus Sicht der Historiker aber auch „zur Visualisierung der Stadtgeschichte in Form des leider in seiner jetzigen Gestalt vollkommen unscheinbaren Teils der ehemaligen Stadtbefestigung“. Hahne ist zudem überzeugt, dass der Platz mit seinem alten Baumbestand, vom Asphalt befreit, ein Ort der Ruhe und Geselligkeit im Herzen der Stadt werden könne.

Quelle: Dürener Nachrichten, 24.02.2021

Die sehr gute und maximal-empathische Partei Die PARTEI hat jedoch total Verständnis für die christdemokratischen Bedenken und Wünsche. Als Ausgleich für die in der Schützenstraße leider aufgrund ihrer Unwürdigkeit nicht zu realisierenden QR-Codes schlagen wir daher und stattdessen folgende QR-Codes im Kreis Düren vor:

  • QR-Code am Frauenhaus Düren:
    für gescheiterte Bürgermeisterkandidaten.
  • QR-Code an allen katholischen Kirchen und Pfarrhäusern:
    für Kontaktforen für vereinsamte Seelentröster.
  • QR-Code an der Annakirche für ehemalige Mainzer Reliquien-Besitzer:
    mit Freikarten für die Annakirmes.
  • QR-Code gegenüber vom Dürener Schlachthof:
    für Arbeits- und Tierschutzrechte.
  • QR-Code gegenüber vom Hambacher Restwald:
    für steuerfinanzierte RWE-Interessen.
  • QR-Code Anfang der Aachener Straße:
    Link zu Lebensversicherungen für Radfahrer.
  • QR-Code am Schulverwaltungsamt:
    Link zum Antrag “Digitalpakt Schule”

Ihr kennt noch weitere Stellen (nicht “Stelen”!), die dringend per hübschem QR-Code gebrandmarkt und zugänglich gemacht werden müssen? Ab in die Kommentare damit!

Oder gibt es noch weitere gute Ideen zur Kommerzialisierung des Platzes? Pay&Pray: ein Gratis-Reichspogromnacht-Doku-Video-Download bei jedem Parkscheinkauf? Lasst´s uns wissen!


Update, 26.02.2021:

Quelle: Screenshot, Dürener Nachrichten, 26.02.2021 (Paywall)
Quelle: Screenshot, Dürener Nachrichten, 26.02.2021 (Paywall)

Der Entscheidung am Mitwochabend vorausgegangen war eine kurze, hitzige Diskussion, in der Sachargumente so gut wie keine Rolle spielten. CDU-Fraktionschef Stefan Weschke und seine grüne Kollegin Verena Schloemer warfen sich gegenseitig vor, im „ideologischen Elfenbeinturm“ zu sitzen.

Dürener Nachrichten, 26.02.2021 (Paywall)

Update, 27.02.2021:

LOL@ Dürener Zeitung/Nachrichten/cdU
THX@ Dürener Grüne für´s Nachzählen!

Nachdem die CDU behauptet hatte, es würden 90 Parkplätze entfallen, wenn an der Schützenstraße ein Park mit Gedenkstätte entstehen würde, haben wir nochmal nachgezählt. Schade, dass die Zeitung die Zahl ungeprüft übernommen hatte. Fakt ist, dass es 46 bis 48 normale Parkplätze und 3 Behindertenparkplätze gibt – in Summe also rund 50. Da die Zahl der Stellplätze mal eben fast doppelt so hoch angegeben wurde als real, stellen wir auch sehr in Frage, welche Einnahmen da durch Parkscheine entstehen.

Grüne Düren, Facebook-Seite

Update, 01.03.2021:

Morgen ist in der/den Dürener Nachrichten/Zeitung (wer kennt eigentlich den Unterschied?) übrigens zu lesen, „die CDU“ hätte fälschlicherweise behauptet, es ginge um 90 anstatt um knapp 50 Parkplätze.

Hmmm…

Sowohl über dem Artikel als auch unter dem dazugehörigen Kommentar, in dem die 90 wegfallenden Parkplätze erneut erwähnt (nachgezählt/nachgeplappert?) werden, steht aber „Jörg Abels“, nicht „CDU“.

Seltsam.

Hat man(n) sich da jetzt schon wieder irgendwie vertan oder einfach das Offensichtliche offensichtlich sein lassen? Wir freuen uns schon auf den nächsten investigativ-journalistischen Paukenschlag! *Zwinkersmiley*

Screenshot: Dürener Nachrichten Online (Paywall)

LOL@ Dürener Zeitung/Nachrichten/cdU
THX@ Dürener DGB, der anscheinend auch erkannt hat, dass Parkplätze nicht gleich Arbeitsplätze sind!


Quelle: Wikipedia
Lizenz: Die Regelschutzfrist ist nach den Maßstäben des deutschen, österreichischen und schweizerischen Urheberrechts (70 Jahre nach dem Tod des Urhebers) vermutlich abgelaufen. Es ist daher vermutlich gemeinfrei.